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Gründung der Gesellschaft für deutsche Kolonisation (=Wirtschaftliche Ausbeutung fremder Länder) Um die Interessen von Privatinvestoren (Leute, die ihr Geld anlegen) zu vereinigen, wurden zur Zeit der Kolonialpolitik Deutschlands Kolonialgesellschaften gegründet. 1884 gründete Carl Peters die "Gesellschaft für deutsche Kolonisation" und im Jahr darauf die "Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft". Im selben Jahr wurde auch die "Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika" errichtet. Ein einzelner Kaufmann konnte in den meisten Fällen wenig Einfluss auf die Politik ausüben. Durch Zusammenschlüsse der einzelnen Privatinvestoren entwickelte sich eine Gruppe von Leuten, die genügend Druck auf die Staatsführung ausüben konnte, um ihre Ziele zu erreichen. Sicherung des wirtschaftlichen Wohlstandes durch Erwerb von Kolonien war die Hauptabsicht der Mitglieder. Die Kolonialgesellschaften waren nicht vom Staat abhängig, sie hatten überwiegend wirtschaftliche Interessen und ihre Gebiete wurden vom Staat lediglich im Falle eines Angriffes verteidigt.
Idee des staatlichen Schutzes für die Kolonialgesellschaften Ab 1884 begann die eigentliche Kolonialpolitik Deutschlands. Innerhalb von 2 Jahren (1884-86) stellte das Deutsche Reich mehrere Gebiete in Südwestafrika, Togo, Kamerun, Ostafrika und in Pazifik unter Schutz. Bismarck wollte seine Kolonialpolitik nach dem Vorbild Englands gestalten. Privatunternehmen wurde es mit Hilfe der staatlichen Schutzbriefe ermöglicht, sicher vor Ort zu handeln. Staatliches Eingreifen sollte auf ein Mindestmaß reduziert werden.
Adolph Lüderitz ist der Wegbereiter für Deutsch-Südwestafrika Adolph Lüderitz, ein Bremer Kaufmann, erwarb 1884 ein Küstengebiet um die Bucht Angra Pequea, für 500 Pfund und 60 Gewehre vom Häuptling Joseph Fredericks. Das erworbene Stück Land wurde das Basisstück für das spätere Deutsch-Südwestafrika.
Carl Peters ist der Wegbereiter für Deutsch-Ostafrika In ähnlicher Weise war die Übernahme Deutsch-Ostafrikas vonstatten gegangen. 1884 wurden durch Carl Peters private Gebiete in Südostafrika in Besitz genommen. Der erbetene Schutz für die Erkundung Ostafrikas wurde von Bismarck wegen seiner persönlichen Abneigung zu Carl Peters abgelehnt. Trotzdem startete Dr. Carl Peters eine Expedition ins Landesinnere von Ostafrika und konnte durch geschickte Geschäftspraktiken den heimischen Häuptlingen ein riesiges Territorium abhandeln. Nach dem Erwerb des Landes erbat Peters mehrmalig staatlichen Schutz von Bismarck. Dieser lehnte die Bitten Carl Peters' immer wieder ab bis dieser drohte, das von ihm erworbene Land an Belgien zu verkaufen. Da Bismarck eine Erweiterung der Belgischen Gebiete in Zentralafrika (Belgisch-Kongo) fürchtete, war Bismarck bereit, die Gebiete Ostafrikas, welche im Besitz von Peters waren, unter deutschen Schutz zu stellen.
Knifflige Lage für das Deutsche Reich Durch diese Inschutznahme von Deutsch-Ostafrika kam Deutschland in eine außenpolitisch gefährliche Lage. England fühlte sich durch das neue deutsche Schutzgebiet gefährdet, da der Seeweg nach und von Indien direkt an der ostafrikanischen Küste vorbei führte und eine sehr wichtige strategische Bedeutung für das Empire hatte. Außerdem ging der Landweg von Ägypten nach Südafrika durch dieses Gebiet, der ein wichtiger "Lebensnerv" des Afrikahandels war.
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